Freitag, 26. November 2010

Hidschra

Bald ist der 1. Muharram 1432. Der Beginn eines neuen Jahres nach Zeitrechnung der Hidschra - die Auswanderung des Propheten Muhammad (s) mit seinen Anhängern von Mekka nach Medina.

Diese Auswanderung eines Mannes mit ungefähr 70 seiner Anhänger war solch ein gravierendes Ereignis, dass es den Verlauf der Geschichte änderte.
Er (s) wanderte nach Medina aus. Seine Begleiter und er (s) wurden zu Migranten in Medina. Auch viele von uns sind Migranten in diesem Land.
Warum hat unsere Auswanderung kaum Auswirkung in dieser Gesellschaft? Ich muss mich verbessern: Warum hat sie keine positive Auswirkung? Oft hat sie ja mehr einen negativen oder gar keinen Effekt. Warum brachte die Auswanderung des Propheten (s) eine Veränderung in der Geschichte und unsere nicht einmal in unserer nächsten Umgebung?
Die offensichtlichste Antwort auf die Frage ist, dass die Gründe zur Auswanderung unterschiedlich waren. Was war der Beweggrund des Propheten (s) und was ist unsere Motivation, dass wir in diesem Land leben?
Wir haben „gute“ Gründe, aber vergessen wir dabei nicht unsere wesentlichen Aufgaben als Muslime, achten wir auf die Pflichten, die uns der Islam aufträgt. So ist es angebracht gerade zu dem Ereignis der Hidschra unsere Motivationen und Absichten zu überprüfen, warum wir hier leben.
Zu den großartigsten und wertvollsten Lehren der Hidschra gehört es auch, nie die Hoffnung aufzugeben. Die Hidschra lehrt die Gläubigen die Hoffnung auf das unbedingte Versprechen Allahs, des Erhabenen. Sie lehrt die Hoffnung auf Erlösung aus der Drangsal, auf Würde nach der Demütigung und die Überwindung der Niederlage.

siehe auch wissen&tun-Artikel: Zeitrechnung im Islam

Rüştü Aslandur, muslimehelfen

Freitag, 19. November 2010

Erinnerungen an meinen Haddsch

Wie lange ist meine Pilgerfahrt her? Mein jüngster Sohn, Suheyb, war damals 2 Jahre alt. Heute ist er 14, also sind 12 Jahre vergangen.
Als mich das Gefühl überkam zu pilgern, kratzte ich mein letztes Geld zusammen. Allerdings hatte ich noch Schulden. Meiner Frau musste ich noch einen Teil der Brautgabe zahlen. Verschämt brachte ich ihr mein Anliegen vor, ob sie mir die Schulden erlassen könnte. Da sie meine Sehnsucht zu den Heiligen Stätten nachvollziehen konnte, erließ sie mir diese.
Mir war bewusst, dass die Reise und die Haddsch-Praxis anstrengend sein würden. Als Mitteleuropäer, der bestimmte Standards in Bezug auf Komfort und Organisation gewohnt ist, war dies dann tatsächlich nicht immer leicht: Die Klimaanlage im Flieger ist ausgefallen, die Warterei war nervig, Gepäckstücke gingen verloren, Busse haben gefehlt und ein schattiger Platz in der sengenden Hitze war schwer zu finden.
Von diesen Ansprüchen habe ich mich aber schnell verabschiedet, als ich einen Pilger Turkmenistan traf. Ich fragte ihn, wie er zur Hadsch kam: „Mit dem Bus, die Fahrt hat 2 Wochen gedauert“ antwortete er. Besonders fielen mir auch die Muslime aus Dagestan im Kaukasus auf, weil sie mit einem umgebauten Gelände-Lkw gekommen waren, den sie als Wohnwagen benutzten. Deren Reise dauerte sicher viel länger als meine.
Aber die körperlichen Strapazen wurden mit den geistigen Geschenken schnell belohnt: die Sicht auf die Kaaba, das Beten in der Masdschid al-Haram, die Ruhe in der Prophetenmoschee, die Tawaf mit hundertausenden anderen Pilgern, der Sai sowie die Millionen Pilger vor uns, das Trinken vom Brunnen Zamzam und das Stehen und Sprechen von Bittgebeten am Tag der Arafat.
Mein Lieblingsplatz war die Prophetenmoschee. Nur dort fand ich die Ruhe im Gebet, die ich im hektischen Alltag vermisse. In den Industrieländern und den modernen bzw. postmodernen Gesellschaften geht alles stressig zu. Die Zeit ist verplant, Leistung, Produktivität und Effektivität werden verlangt. Obwohl der Haddsch wegen der drei Millionen Pilgern eine gewisse Hektik besitzt, gibt sie dem Pilger Ruhe und Ausrichtung auf das Wesentliche im Leben. Ich wünschte nur, dass wir dies bewahren können. Vielleicht erlaubt mir Allah ja einen weiteren Haddsch und es klappt dieses Mal – inschallah.
Rüştü Aslandur, muslimehelfen

Freitag, 12. November 2010

Wie sollten wir unsere Feste feiern?

Im Islam beginnen die Feste mit einem gemeinsamen Gebet, an dem alle Männer, Frauen und Kinder teilnehmen sollen. Der Prophet (s) sagte dazu: „Das erste, was wir an diesem Tag machen werden, ist das Gebet zu verrichten“ (s. Buchari, 'Idain, 3). Das Feiern von Festen und die Gefühle der Freude nehmen also seinen Beginn mit dem Ausdruck von Dankbarbeit im Form dieses Festgebets. In einer anderen Aussage bemerkte Allahs Gesandter (s), dass es eine Tugend ist, die Nächte des 'Id (mit Gottesdiensten) zu beleben (s. Ibn Madscha, Siyam, 68).

Hier gibt es Hinweise zu Gottesdiensten

Manche Menschen mögen annehmen, dass die Muslime nicht fröhlich sein dürfen oder keine Freude zeigen sollten. Wenn wir uns aber die Praxis und die Aussagen unseres geliebten Propheten (s) betrachten, dann stellt sich uns ein anderes Bild dar. Er (s) sagte: „ Der Tag des Arafat, des Opferfestes und die Tage des Taschrik sind Feste von uns Muslimen...“ (s. Abu Davud, Saum, 50). Muslime sollen sich deswegen an den Festtagen gegenseitig besuchen, zum Fest gratulieren, essen, trinken und sich im erlaubten islamischen Rahmen vergnügen. Es wird überliefert, dass die Gefährten sich mit den Worten „Takabbalallahu minna wa minkum d.h. möge Allah es von uns und euch annehmen“ gratuliert haben. So haben auch die ersten Muslime mit dem Propheten Muhammad (s) gefeiert.

Als Minderheit in einem Land, das in religiösen Dingen mehrheitlich vom Christentum geprägt ist, ist es besonders für unsere Kinder wichtig eine Atmosphäre des Festes und der Freude einzurichten. Wir würden uns auf eure Kommentare hier freuen, wie ihr diese Atmosphäre erzeugt. Dies ist bestimmt interessant auch für andere Geschwister.

Wir als Team wünschen euch von muslimehelfen ein gesegnetes Opferfest, möge Allah unsere Gottesdienste und unser Kurbanopfer annehmen.
Wassalam
Rüştü Aslandur, muslimehelfen

Freitag, 5. November 2010

„Kann ich Euch vertrauen?“

Ist das eine Frage, die ihr euch mal in Zusammenhang mit muslimehelfen gestellt habt?
Diesen und ähnlichen Fragen begegnen wir nicht nur in der Zeit des Kurban.
Ich sehe dieses Hinterfragen weder kritisch, noch überflüssig an. Im Gegenteil. Vertrauen ist einer der elementarsten Bedingung, die erfüllt sein muss, wenn Menschen eine Beziehung eingehen: In der Ehe, beim Handel, bei der Auswahl eines Lehrers usw. Und nicht zuletzt vertrauen wir Muslime auf einen Menschen, der die abschließende Offenbarung Gottes erhielt und verkündet hat. Nicht zufällig hat Allah, der Erhabene, solch einen Gesandten erwählt, der von seinen Landsleuten den Beinamen „al-Amin“ (der Vertrauenswürdige) erhielt.
Also ist es auch gut, dass jemand versucht herauszufinden, ob eine Hilfsorganisation mit seinen Spenden vertrauenswürdig umgeht und im Falle des Kurban, seine Pflicht der Kurbanschächtung islamisch korrekt vornehmen lässt.

Wie können wir aber das Vertrauen der Menschen, die durch muslimehelfen, Bedürftige unterstützen wollen, gewinnen? Vor allem, wenn wir uns nicht persönlich kennen? Kaum jemand wohnt ja in der Nähe unseres Büros und hat die Möglichkeit einen face-to-face Kontakt herzustellen. Das ist also kein einfaches Unterfangen.
Wir haben ja eigentlich nur die Kommunikationskanäle wie die mh-Zeitschrift, Webseite, Facebook-Seite, Blog, mit der wir etwas mitteilen können. Oder jemand ruft bei uns an und stellt die Fragen, die ihn bewegen, direkt an uns.
Am Beispiel von mir selbst möchte ich aufzeigen, wie ich selbst Vertrauen zu muslimehelfen gewonnen habe. Denn das kann ich am besten nachverfolgen und aufzeigen.
Seit seiner Gründung habe ich muslimehelfen mehr als 15 Jahre als ehrenamtlicher Helfer unterstützt: Ich habe (gebrauchte) Rollstühle für Afghanistan besorgt, Medikamente für Bosnien gesammelt, Spenden für verschiedene Projekte weitergegeben und auch Kurban für mich und meine Familien schächten lassen. Informationen bekam ich über muslimehelfen von manchen Geschwistern und durch Briefe und Publikationen. Ganz toll fand ich die Tatsache, dass muslimehelfen aus einer Initiative von deutschsprachigen Muslimen entstand. Nun bin ich seit etwa acht Jahren bei muslimehelfen beschäftigt. Meine Kurbanhilfe und meine Unterstützung für muslimehelfen gehen noch intensiver weiter. Das bedeutet, dass mein Vertrauen gewachsen ist, nachdem ich noch mehr Einsicht in die Arbeit von muslimehelfen bekommen konnte.

Alhamdulillah hatte ich vor einiger Zeit auch sogar die Gelegenheit bei Kurbanprojekten vor Ort anwesend zu sein. So konnte ich auch als Augenzeuge in Veranstaltungen darüber berichten wie die Kurbanschächtung und –verteilung konkret vor Ort abläuft.
Damit ihr nachvollziehen wie Kurban in den Projektländern abläuft , haben wir für euch einen Film auf Youtube hineingestellt:
http://www.youtube.com/watch?v=M73ZO45tnas

Unsere Projektpartner versuchen gewissenhaft den Auftrag der Kurbanschächtung durchzuführen. Sie versehen die Opfertiere mit den Namen der Kurbanspender (siehe Foto).
Nach der Schächtung schicken wir jedem Spender dann eine Kurban-Urkunde zu, die bestätigt, dass wir in seinem Namen den Kurban schächten ließen.

Wassalam
Rüstü Aslandur, muslimehelfen